Ständiger Harndrang ist ein lästiges und unangenehmes Symptom. Auch wenn nicht unbedingt ernsthafte Ursachen dahinterstecken müssen, sollte ein ständiger Harndrang auf jeden Fall eingehend diagnostisch abgeklärt werden.
Im besten Fall kann dann die genaue Ursache ermittelt und anschließend eine kausale Therapie eingeleitet werden. Grundsätzlich ist das Gefühl des Harndrangs normal, wenn die Blase gefüllt ist und ihre Kapazitätsgrenze von etwa 500 ml erreicht hat. Zum Problem wird Harndrang aber dann, wenn er als besonders unbeherrschbar oder auch stark empfunden wird. Es kann auch ein ständiger Harndrang auftreten, ohne dass die Ausscheidung von Urin überhaupt erhöht ist, Urologen sprechen dann von einer sogenannten Pollakisurie.
Nicht unterschätzt werden dürfen auch psychische Gründe, die ebenfalls für einen ständigen Harndrang verantwortlich sein können. Ständige Nervosität, zunehmender Stress oder andere extreme seelische Belastungen ohne Möglichkeit eines Ausgleichs können bei entsprechender genetischer Disposition einen ständigen Harndrang erzeugen.
Ständiger Harndrang und der Beckenboden
Die Übergänge zur Inkontinenz sind dabei fließend, der Urinfluss kann dann nicht mehr willentlich gestoppt werden, auch dafür könnten psychische Ursachen verantwortlich sein. Bei den verschiedenen Formen der Inkontinenz, also der Unfähigkeit die Blasenentleerung willkürlich zu steuern, hat sich das Beckenbodentraining als hilfreich erwiesen.
Dieses sollte unter fachlicher Aufsicht eines Therapeuten über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, um einen Effekt zu erzielen. Dabei werden nicht nur die Muskelketten des Beckenbogens gestärkt, sondern dieser Art der Therapie zielt auch darauf ab, mental wieder die Kontrolle über den Beckenschließmuskel zu erlangen.
Eine Blasenschwäche mit Inkontinenz gleich welcher Ursache kann für die Betroffenen im Alltag eine extreme psychische Belastung sein. Es ist also äußerst hilfreich, möglichst frühzeitig entgegenzusteuern. Aus Scham oder auch aus Angst vor Untersuchungen des Schambereiches vermeiden viele Betroffenen mit dem Symptom ständiger Harndrang zunächst den Gang zum Arzt.
Männer mit vermehrtem Harndrang sollten die Vorsteherdrüse untersuchen lassen
Um jedoch körperliche Ursachen auszuschließen, sollte der Gang zum Facharzt nicht abgewartet werden. Denn ob dem ständigen Harndrang nur eine harmlose Reizblase oder aber manifeste körperliche Befunde wie beispielsweise Blasensteine, Blasenentzündungen oder systemische Ursachen zu Grunde liegen, kann nur mit bestimmten urologischen Untersuchungen unterschieden werden.
Bei Menschen mit einer angeborenen Schleimhautschwäche kann ein krankhaft verstärkter Harndrang auch Zeichen einer falschen Ernährung sein. Bestimmte die Blasenschleimhaut reizende Lebensmittel, aber auch zu viel Genussmittel wie Bohnenkaffee oder Nikotin können durchaus einen ständigen Harndrang verursachen.
Auch sogenannte Mittel zur Entwässerung, Diuretika, können zu vermehrtem Harndrang führen. Wer solche Medikamente ständig einnehmen muss, sollte seinen behandelnden Urologen deshalb unbedingt darauf hinweisen.
Bei Männern ist ständiger Harndrang nicht selten auch Zeichen einer beginnenden Erkrankung der Vorsteherdrüse, Prostata. Insbesondere Entzündungen oder abnormale Vergrößerungen des Organs können einen ständigen Harndrang erzeugen.
Bei Frauen in den Wechseljahren tritt häufig ein Mangel an Östrogen auf, welcher ebenso wie in der Frühphase einer Schwangerschaft durch die hormonelle Umstellung im Organismus ein Gefühl des vermehrten Harndrang auslösen kann.
Nächtlicher ständiger Harndrang ist oft ein Hinweis auf Herzschwäche
Auch nach einer Geburt, wenn die Muskulatur des Beckenbodens erschlafft, kann sich ein ständiger Harndrang bei entsprechender Disposition einstellen. Deshalb ist das Beckenbodentraining besonders nach der Geburt unbedingt zu empfehlen, Mütter können bereits wenige Wochen nach der Entbindung damit beginnen.
Das vermehrte Auftreten des Symptoms ständiger Harndrang in der Bevölkerung führen Experten aber auch auf die stetige Zunahme übergewichtiger Patienten zurück. Denn auch zu viel Körpergewicht lässt die empfindliche Muskulatur des Beckenbodens schnell erschlaffen. Es ist für die Betroffenen auch wichtig, darauf zu achten, zu welchen Zeiten ein vermehrter Harndrang hauptsächlich auftritt.
Denn dies erlaubt bereits wichtige diagnostische Hinweise. Ein ständiger nächtlicher Harndrang ist oftmals Ausdruck entzündlicher Veränderungen oder Einengungen der unteren Harnwege oder auch ein Hinweis auf ein schwaches Herz.
Bei dieser sogenannten Herzinsuffizienz schwemmt der Körper in der liegenden Position Wassereinlagerungen aus Ödemen in den Beinen nachts über die Nieren aus. Darüber hinaus führen auch bestimmte therapeutische Eingriffe wie Blasenoperationen oder Strahlentherapien zu Schleimhautreizungen der Blase und damit zum Symptom des vermehrten Harndrangs.
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